Achtsamkeitsmeditation

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Die Achtsamkeitsmeditation, über die Sie nachfolgend lesen, hat ihre Wurzeln in der buddhistischen Überlieferung, genauer gesagt in der südostasiatischen Tradition des Vipassana, der Einsichtsmeditation. Von dort kam sie in den sechziger Jahren in den Westen. Der menschliche universelle Geist ist Grundlage der Praxis, unabhängig von Religion oder Weltanschauung.

Inzwischen haben sich achtsamkeitsbasierte Programme entwickelt zu einer evidenzbasierten (also auf Beweise und unzählige wissenschaftliche Studien gestützte) Methode, die weltweit im Gesundheitswesen, in Psychologie, Psychatrie und Pädagogik eingesetzt werden. So können Psychologen, Neurowissenschaftler und Mediziner in unzähligen Studien nachweisen, dass sich die Übung von Achtsamkeit positiv auf unterschiedlichste Erkrankungen und Belastungen auswirkt.

Die Übung von Achtsamkeit

Achtsamkeit selbst wurde und wird auf verschiedene Weise in allen Ländern und Kulturen praktiziert, um eine deutliche Wahrnehmung zu fördern, Kreativität zu entwickeln und klarer ins Leben und Alltagsgeschehen blicken zu können.

Erst einmal ist Achtsamkeit einfach nur ein Wort, das oft für Aufmerksamkeit steht, “präsent sein”, im Hier und Jetzt sein, im Augenblick sein, Gewahrsein.

Wenn wir nun mit Worten versuchen, den Begriff Achtsamkeitsmeditation auf den Punkt zu bringen, dann ist das diese oder eine ähnliche Definition: „Es ist das offene Gewahrsein für das, was im Augenblick geschieht, absichtsvoll auf den gegenwärtigen Moment gerichtet und ohne jede Bewertung.“

Durch einfaches Anwenden dieser Beschreibung, jetzt, während Sie diese Zeilen lesen, kann sich schon ein tieferes Verständnis für diese Definition und Praxis entwickeln:

Was berühren Ihre Hände gerade? Sind sie warm oder kalt? Was empfinden Sie jetzt gerade in Ihren Händen?

Sie könnten Ihre Aufmerksamkeit auch zum Bereich des unteren Rückens und des Gesäßes lenken und für ein paar Momente mit offenem Interesse erkunden, was dort spürbar ist. Vielleicht ist dort Schwere, Kribbeln, Anspannung, etwas ganz anderes oder gerade gar nichts wahrzunehmen?

Wie ist es, das was Sie bemerken, nicht zu bewerten als gut oder schlecht, sondern es so sein zu lassen, wie es gerade ist, nur für ein paar Augenblicke?

Das ist einer der wichtigen Aspekt von Achtsamkeit. Wo wird sie erfahren? In diesem Moment, in der Gegenwart. Wo sind die meisten von uns während der meisten Zeit des Tages? Nicht im gegenwärtigen Moment.

Wo sind wir statt dessen? Oft sind wir in Gedanken schon beschäftigt mit einer Sache, während wir noch eine andere ausführen: beim Essen, beim Laufen oder Fahren von A nach B… Vieles funktioniert mechanisch, wir sind damit beschäftigt, darüber nachzudenken, was gestern war oder morgen sein könnte. Wir proben in Gedanken schon Gespräche, “schreiben” Mails während wir duschen oder grübeln über eine Sache immer und wieder nach. Kennen Sie das?

Gleichzeitig haben wir alle nur in der Gegenwart, jetzt also, die Möglichkeit, Dinge, Empfindungen, Gerüche, Geräusche bewusst wahrzunehmen, sie in ihrer Vielfalt zu erfahren und zu empfinden – und damit auch in echten Kontakt mit uns selbst und mit unserem Umfeld zu sein.

Sind wir präsent und bekommen mit, was wir gerade tun, haben wir auch immer eine Wahl. Zum Beispiel die Wahl sich auch in einer schwierigen Situation zu entscheiden, ob wir weiter grübeln wollen, uns ärgern, sorgen wollen – oder uns auf das besinnen, was gerade real in der Gegenwart passiert und wirklich greifbar ist. Es liegt eine große Freiheit darin, diese Wahlmöglichkeiten, die wir alle haben, für sich zu erkennen.

Worin unterstützt uns die Achtsamkeitsmeditation?

Sie unterstützt uns darin, zu dem zurückzufinden, was uns wirklich am Herzen liegt.

Wir alle erleben hin und wieder Zeiten, in denen uns Lebensumstände schwer zu schaffen machen. Vielleicht gibt es einen Verlust zu bewältigen, sei es den eines nahen Angehörigen, eines Arbeitsplatzes oder der Verlust von Gesundheit und Lebensqualität.
Vielleicht sind es Umbrüche im Privatleben, ständig wechselnde Projekte, andauernde Erschöpfung oder Frustration: Wir alle müssen und wollen in dieser schnellen Welt gut zurecht kommen, haben hohe Anforderungen privat und beruflich und vielleicht auch an uns selbst. Menschen kommen an ihre Grenzen, erfahren Ungerechtigkeiten, Widersprüche, Konflikte und so ist das Interesse an Ausgleich, an mentaler wie körperlicher Balance verständlicherweise groß.
Gleichzeitig ist auch immer eine Fülle an Schönheit und Verbundenheit in unserem Leben, ersichtlich oder versteckt in Kleinigkeiten, die wir (wieder)entdecken, wenn wir mehr Bewusstheit in unser Leben einladen.
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Praxis der Achtsamkeit die Lebensqualität, die Stimmung und die Regenerationsfähigkeit der Übenden deutlich verbessert. Mehr dazu finden Sie unter Forschung.

Selbstoptimierung versus Achtsamkeit

Gesellschaftlicher Wettbewerb, das stete Bemühen um Anerkennung, um Verbesserung der eigenen Möglichkeiten im beruflichen wie privaten Kontext gehört wohl zum menschlichen Wesen. Dauerhafter Leistungsdruck, das ständige Vergleichen und Streben nach höher, besser, schneller begünstigt aber auch chronischen Stress mit allen damit verbundenen körperlichen wie mentalen Erkrankungen.

“Im Kern geht es bei der ständigen Verbesserung des Selbst um die Frage nach dem Glück“, schreibt der Theologe und Philosoph Gerd Scobel in einem Essay.

Der fast allgegenwärtige Begriff „Achtsamkeit“ wird ebenfalls oft nur als eine weitere Methode wahrgenommen, Aufmerksamkeit zu trainieren, sich selbst zu „optimieren“ und Produktivität und Leistung zu steigern. Womöglich erscheint es sogar als das nächste große Ding, das man kaufen oder machen sollte.

Es geht aber genau um das Gegenteil beim Meditieren. Es geht vielmehr darum, Mensch zu sein. Mensch mit Erfolgen und Misserfolgen, mit Selbstzweifel und Unperfektheiten, mit all den vielen Gedanken und Emotionen und „der ganzen Katastrophe des Lebens“.
Wenn es dabei überhaupt etwas zu erreichen gibt, dann ist es innezuhalten und mehr mitzubekommen vom Leben in der Gegenwart. Und es geht darum, mit Herausforderungen, die einem dabei unweigerlich begegnen, einen leichteren Umgang zu finden. Dabei mit sich selbst und anderen weniger bewertend, verurteilend und streng zu sein ist eine wertvolle Ressource.
Diese freundliche, annehmende und fürsorgliche innere Haltung, die beim Meditieren geübt wird, ist nicht optimierend, sondernd eher befreiend. Sie eröffnet einen ehrlichen Blick auf Bedürfnisse und auf das, was gerade wirklich wichtig ist. Sich dabei zu erlauben, so zu sein, wie man gerade ist: Vielleicht ist da auch ein Quäntchen Glück zu erleben, einfach so.

Entspannung und Achtsamkeit

Oft wird Meditation und Entspannung zusammen erwähnt, schnell kann dadurch der Eindruck entstehen, dass es es sich um eine Entspannungstechnik handelt. Und tatsächlich ist es so, dass Entspannung bei der Achtsamkeitsmeditation eintreten kann – aber nicht muss. Es ist eher eine Nebenwirkung der Meditation. Entspannung kann im Kontext der Achtsamkeitsmeditation entstehen, wenn wir uns offen und nicht urteilend dem zuwenden, was gerade da ist – und nichts dabei erreichen wollen, noch nicht einmal Entspannung. Dieses Anerkennen von dem, was da ist und sich sowieso gerade nicht ändern lässt ist eine ganz andere Haltung als wir sie aus unserem Alltag kennen. Wenn es darum geht, ein Ziel erreichen zu müssen, irgendwohin zu gelangen, ist oft Anspannung da und der Muskeltonus erhöht.

Fällt dieses unbedingte Erreichen müssen des Zieles weg, kann sich eine Haltung des Nicht-Tuns, des Nicht-Wissens einstellen, die für alles offen ist, was gerade präsent ist. Natürlich ist damit nicht gemeint, nun „nichts mehr zu tun“ oder „sich alles gefallen zu lassen“. Mit mehr Bewusstheit und Aufmerksamkeit beginnen wir aber, auf kluge Weise zu unterscheiden, wobei oder wofür es sich z.B. lohnt, zu kämpfen; wofür wir eintreten und uns einsetzen wollen – oder was wir auch mal seinlassen, annehmen können. Üben wir diese Haltung des Seinlassens, des Annehmes beim Meditieren immer wieder, ist sie uns auch während des Alltages für Momente mehr zugänglich, dann, wenn wir kämpfen, uns verausgaben an Stellen, die sich gerade nicht verändern lassen und wir bisher immer wieder unsere Leistungs- und Belastungsgrenzen überschritten haben.

Grundlegende Geisteshaltungen

Folgende innere Haltungen werden zu Beginn im Sitzen, Liegen, Stehen, Gehen geübt (und nach und nach in allen Lebenslagen):

Akzeptanz; Nicht Urteilen/Nicht werten; Nicht-Streben; Loslassen/Seinlassen; Geduld; Vertrauen, den Anfängergeist bewahren; Großzügigkeit / Dankbarkeit; Humor; Liebende Güte /Freundlichkeit; Interesse/Neugier.

Der Perspektivwechsel, Dyaden und die Übung der Selbstfürsorge und des Selbstmitgefühls unterstützen uns dabei, mit uns selbst und mit anderen – sei es am Arbeitsplatz, mit unseren Kindern, Eltern und Partnerinnen und Partnern oder mit uns fremden Menschen – in einen wohlwollenden Kontakt und in Verbindung zu kommen.

Ihre Ansprechpartnerin

Beate Preißler

PTA (an der Charité)

Zertifizierte MBSR-Lehrerin und Trained MSC-Teacher

„Die mentale Verfassung, liebevoller Umgang mit sich selbst und z. B. die Wahrnehmung und Erfüllung kleiner und großer Herzenswünsche spielen eine wichtige Rolle im Genesungsprozess"